Der Bühnendarsteller

Eine eigenartige Faszination muss von dem jungen Schauspieler ausgegangen sein, der zunächst als jugendlicher Held und Liebhaber auftrat und doch sein Fach bald ins Tragische, Gebrochene, Zarte erweiterte – nicht verwunderlich, dass Hans Schwei-
kart einmal als geborener Tasso bezeichnet wurde.

Berlin, Februar 1920: In der Arena des Großen Schaupielhauses tobt Romain Rollands Revolu-
tionsdrama „Danton“ mit den gewaltigen Sprechern Paul Wegener, Werner Krauß, Ernst Deutsch – da plötzlich eine leisere, klare und nachdenkliche Stimme: „Es ist doch an uns, die Revolution zu lenken, die wir gemacht haben...“ – Hans Schwei-
kart in der Rolle des Camille Desmoulins. „Ein Mensch, um den seine lange vergangene Jugend ist, die Stimmung seines Wesens, die Atmosphäre seines Metiers und ein durchaus persönlicher Adel“ schrieb die Weltbühne.

Thomas Mann fällt anlässlich einer Aufführung der Brechtschen Bearbeitung von Marlowes Historie von Eduard II. in den Münchner Kammerspielen „ein junger Darsteller, Schweikart mit Namen, in der kleinen Rolle des Baldock, auf, eines einfältigen Knechtes Eduards, der, um das eigene Leben zu retten, den geliebten Herrn seinen Feinden verrät, indem er ihm ein Handtuch reicht. Die Judasqual dieses armen Jungen, mit schlichter und eindring-
licher Künstlerschaft vermittelt, war der mensch-
liche Gewinn des Abends“ (März 1924).

Im Alter brillierte Schweikart gerne noch mit der Darstellung von boshaften, skurrilen Greisen. Ein Glanzstück und besonderes Vergnügen für die Zuschauer war sein Auftritt als der von einer un-
gesühnten Mordgeschichte verfolgte Ehemann Mr. Pringle in James Saunders einaktiger Groteske „Wirklich schade um Fred“ (zusammen mit Adrienne Gessner im Werkraumtheater der Münchner Kammerspiele, November 1966).

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